Werk

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URBANNER Erich

Konzert für Kontrabass und Orchester

Erscheinungsdatum
1973
Besetzung
Kontrabass (Kontrabässe) und Orchester
Dauer
22'
Bestell-Nr.
Leihmaterial / 03 920 Solost. / 03 956 KlA / Stp. 381

Keine Medien vorhanden

Beschreibung

Eines der Hauptwerke, in dem Melodik, Form und Klangerlebnisse völlig dem schöpferischen Willen unterliegen, ist das 1973 entstandene und Ludwig Streicher gewidmete Kontrabasskonzert. Ich bemühte mich, sowohl dem Solisten freie Melodieentfaltung einzuräumen, als auch die Struktur des Gesamtapparates nach ausschließlich werkimmanenten Gesichtspunkten zu finden, ohne vorgegebene Konstruktionen erfüllen zu müssen. Das Ergebnis ist daher überaus gelöstes Musizieren der Klangkörper, in dem Emotionelles und Virtuoses durchaus ihren Raum besitzen. Der erste Satz wird rezitativisch eröffnet. Unmittelbar aufeinanderfolgende Gegensätze stellen in ihrer Gestik „eine kurze Opernszene“ dar. Der Solist behauptet sich, die Einleitung verebbt und macht dem sonatensatzähnlichen Hauptteil Platz. Der Kontrabass formt den Hauptthemenkomplex, Störungsversuche durch Einleitungsmotive werden bald von weiter Melodik des Solisten abgelöst. Die Streicher brechen nun das Geschehen ab, initiieren einige polyphone Zwischentakte, ehe der Solist den „locker und freundlich“ gehaltenen Seitensatz vorstellt, in dessen Gefolge allgemeine Belebung eintritt. Leidenschaftliche Melodik, Bläserakkorde, Glissandi und lebhaft durchpulste Klangblöcke führen geradewegs zur Durchführung, die von harten Martellati ausgehend eine tokkatenartige Steigerung bis zum farbigen Höhepunkt bringt. Die virtuose Solo-Kadenz führt direkt in die Reprise, die zuerst das verkürzte Seitensatzgeschehen, und später das Hauptthema im Orchester allein präsentiert. Mit „rasender Geschwindigkeit und einigen grotesken Floskeln“ beendet die Coda den Satz. Der zweite Satz beginnt mit einem zarten, poesievollen Streichergesang. Die hieraus erwachsende Melodik übernimmt der Solist und gelangt allmählich zu größerer Kühnheit. Langsam finden auch die übrigen Instrumente zu solistischeren Aufgaben, die insbesondere im Mittelteil zu konzertierender Polyphonie führen. Zu schwebender Klanglichkeit setzt das „im Hintergrund improvisierende Schlagzeug“ Akzente. Eine Verdichtungswelle kulminiert in einem einzigen, oft repetierten Klavierton. Dann eröffnet ein Bläsersatz die Reprise, die bekanntes Material in freier Variation wiederbringt. Über einem Orgelpunkt entsteht die motivische Entwicklung des dritten Satzes, der heftig rezitierende Kontrabass fegt einfallende Bläserakkorde weg. Unter seiner Führung entwickelt sich gemeinschaftliches Musizieren bis zum „sprudelnden Übermut“. Nach Abbruch dieser Entwicklung erscheinen heterogene Elemente gebündelt, befreien sich wieder, bis für kurze Zeit die Szenerie grotesk wird. Eine Solokadenz schließt sich an, wird vom Orchester gestört und zu andersartiger Fortsetzung gezwungen. Das Orchesterzwischenspiel lässt die Instrumente nur langsam zu einem Miteinander finden, dann gibt der Kontrabass mit seinem Anfangsrezitativ die formale Abrundung. Nach großer Steigerung, einer kurzen Rückkehr in frühere Launigkeit und einer weiteren Dramatisierung beschließen eine kurze Solokadenz und ein harter Orchesterschlag das Werk. Erich Urbanner