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Apollon Musagete Quartett

Multitude für Streichquartett

Untertitel
Gemeinschaftskomposition des Apollon Musagète Quartetts
Erscheinungsdatum
2010
Besetzung
Streichquartette
Dauer
7'
Bestell-Nr.
06 196

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Beschreibung

Der Begriff Multitude hat seinen Ursprung in der politischen Philosophie. Seine kürzeste Definition, beschreiben die Philosophen Antonio Negri und Michael Hardt als „Singularitäten, die gemeinsam handeln“. Paolo Virno spricht von den „Vielen als Viele“, um die Multitude zu kennzeichnen. Die Multitude wird verstanden als ein offenes Beziehungsgeflecht, ein Netzwerk von Singularitäten, das nicht homogen oder mit sich identisch ist. Diese Aussage trifft auch – jetzt in einem nicht ideologi-schen Sinne – auf die Zusammenkunft von vier stark ausgeprägten Musikpersönlichkeiten, die sich zu einem Quartett zusammenfinden und sich auf diese Weise in eine übergeordnete Sinneseinheit for-men. Diese „Multitudo“ (lateinisch: Menge), die aus vier mit sich nicht identischen Singularitäten besteht und durch das gemeinsame Zusammenwirken zu einer fünften Dimension wird, hat sich zum Ziel das Schaffen einer musikalischen Komposition gesetzt.   Der musikalische Gedanke von Multitude beinhaltet unterschiedliche Aspekte. Einerseits war uns eine retrospektive Beschäftigung mit den Parallelen zu der Streichquartettliteratur der Wiener Klassik mit ihrer Verwendung der rhetorischen Figuren wichtig. Solche unabhängig von den Epochen und Stilrichtungen verständlichen Sinneinheiten wurden in den Kompositionsverlauf eingebaut, damit wir die Wirkung dieser Effekte in der zeitgenössischen Sprache ausprobieren können. Ferner finden in der Komposition unterschiedliche Entwicklungs- und Wandlungsprozesse statt, die den dramaturgischen Verlauf des Werkes dynamisch halten. So wie der Anfang gewissermaßen frei im Puls ist, hat der Schlussteil eine feste Rhythmik in wechselnder geraden und ungeraden Pulsation. Ferner gibt es einen organischen Übergang von fixen Tonhöhen am Anfang in die geräuschhafte Phase des Endes mit nicht definierter Tonhöhe. Ein anderer Prozess ist der allmähliche Wechsel von der mikrotonalen Ebene innerhalb eines Registers zur chromatischen Heterophonie und weiter bis zu Akkordfeldern, die mehrere Register ausfüllen. Mit dem Streichquartett von Lutoslawski kamen wir bei den Vorbereitungen für den 57. Internationalen Musikwettbewerb der ARD München in Berührung. Die in der Komposition beinhaltete Freiheit im agogischen Bereich faszinierte uns als Interpreten von Anfang an. Dank dieser Idee wird eine außergewöhnliche interpretatorische Autonomie, die eine effektive Verwendung des individuellen künstlerischen Potenzials ermöglicht, geschaffen. Dies macht das Werk immer aufs Neue zum Hören und Aufführen interessant. Dank der genauen Einstudierung gewannen wir Kenntnisse über den Stil, Aufbau und die darin verwendeten kompositoirschen Techniken und ließen uns beim Prozess des Komponierens von Multitude von Lutoslawskis Meisterwerk kontrolliert und bewusst beeinflussen. Die Parallelen werden bei den freieren Kompositionsabschnitten von Multitude in dem allgemeinen Prinzip der agogischen Organisation und der dafür gewählten, von uns modifizierten Notationsart des Lutoslawski-Streichquartetts sichtbar. (Apollon Musagète Quartett)

Rezension

 „Das Projekt der Gemeinschaftskomposition des Apollon Musagète Quartetts ist etwas ganz außergewöhnliches. Mit dem Schaffen dieses Werkes gehen die Mitglieder des Ensembles neue Wege, die vielleicht richtungsweisend werden, jedenfalls katapultieren sie sich damit in die vordersten Reihen.“   (Günther Pichler, Primarius des Alban Berg Quartetts, Professor an den Musikuniversitäten Wien, Köln und Madrid)   (…) Und dann das Werk ‘Multitude’, ein Stück, das das Quartett gemeinsam im Jahr 2010 komponiert hat und das eine Ansammlung von Ereignissen darstellt, die wie ein Kaleidoskop zusammengesetzt sind. Es gibt den Interpreten die Möglichkeit, sich innerhalb des Ensembles als Persönlichkeiten darzustellen, ohne dabei den Fokus auf das gemeinsame Spiel zu verlieren. Ein persönliches, extrem modernes Stück Musik, das zeigt, dass auch Interpreten moderne Komponisten sein können. Und das mit Recht, wenn sie sich so intensiv mit der Erforschung moderner Klangsprache beschäftigt haben. (Carsten Dürer, ENSEMBLE 1/2014)