Werk

Noten
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RESCH Gerald

Schlieren

Untertitel

Konzert für Violine und Orchester

Erscheinungsdatum
2005
Besetzung
Violine(n) und Orchester
Dauer
20'
Bestell-Nr.
Aufführungsmaterial leihweise

Keine Medien vorhanden

Infoblatt

VRESCH Schlieren

Beschreibung

Mich interessiert an konzertanten Konstellationen eher das Eingebettetsein als das Abgesetzte. (...) Ich habe mich anfangs bewusst auf die Geige konzentriert, die das Große überhaupt erst in Gang bringt. Eine Geigenlinie beginnt ganz einsam und regt einen zunächst noch sehr dünnen Orchestersatz an, zum Klingen zu kommen. Und dann beginnt dieser anfangs vollständig von der Geige abgeleitete Satz immer stärker zu wuchern, deckt die Geige, die am Beginn Auslöser war, mitunter zu, überrollt sie stellenweise regelrecht. (...) Ich gehe oft so vor, dass bildliche Vorstellungen einen Ansatz für die Komposition darstellen, an dem man weiterarbeiten kann.  Hier bin ich vom Bild der Schlieren ausgegangen: Die Geige als Hauptlinie, während das Orchester, zum Teil verzögert, die Hauptlinie imitiert und verzerrt, bis diese Imitationen vielleicht stärker in den Vordergrund treten als das, was die Geige selbst beiträgt. (...) Die Idee ist also, dass eine Linie Unter- oder Nebenlinien generiert, die die ursprüngliche Linie selbst oft auch zum Verschwinden bringen können. Wie auf einer beschlagenen Fens-terscheibe, auf der man mit dem Finger eine Linie zieht, und sich Schlieren der hinuntertropfenden Wasserbahnen bilden, die die Linie selbst stören, auch zerstören, die aber trotzdem weitergeht.“

Inhalt

1. fließend / 2. pochend / 3. verspielt

Rezension

"Schlieren" nennt der 30-jährige Komponist Gerald Resch sein Violinkonzert, in dem Patricia Kopatchinskaja ihr Geigerinnen-Temperament, ihre Bravour, Intensität und Musikaliät einsetzen kann. Reschs dreiteiliges, in Unterabschnitten reich differenziertes 20-Minuten-Werk, eine Auftragsarbeit von Wien Modern, bietet dem Solisten fulminante Möglichkeiten an: an kraftvollen Ausbrüchen, verspielter Eleganz, fließenden Farben. Schlieren sind dabei die Klanggebilde, die abseits des musikalischen Hauptstranges nebenher schlingern, sich zu Knäuel ballen oder auch zerfasern. Doch vor allem klingt dieses Stück hinreißend: hochkonzentriert und zugleich luftig-durchsichtig, funkelnd und frisch, poetisch und elegant. (...) Jubel! (Karlheinz Roschitz, Kronenzeitung)   CD: Kühr / Resch / Zykan, Violon Concertos (Patricia Kopatchinskaja – Violine) (col-legno)   (…) Gerald Reschs Titel Schlieren verdeutlicht moderne Kompositionstechniken: Schichten, Überlagerungen, Auflösungen. Und mit Doubles verweist er auf formale Zweiteilungen und Verdichtungen, auf poesievolle Einlassungen, auf Übermalungen, auf Paarungen, bei denen eine Bratsche schon mal mit der Geige konkurriert. (…) Das Konzert möchte das „ungestüme, lebendige, liebenswert-verrückte Wesen“ (Resch) der Solistin zur Geltung bringen, ohne „eine Zirkusnummer“ zu zeigen. (…) (Eberhard Kneipel, DAS ORCHESTER 10/2009)   (…) wesentlich dramatischere Töne schlägt nach fragilem Beginn Gerald Resch in seinen Schlieren für Violine und Orchester an. Permanente Unruhe und überdrehte Virtuosität kennzeichnen den Solopart, der von einem hochexpressiven Orchester flankiert wird. Ein vielschichtiges Stück mit vielen flüchtigen Reminiszenzen (Resch ist auch Musikwissenschaftler), dessen Verläufe kaum berechenbar sind und immer eine Portion Abgründigkeit in sich tragen, vor allem in der grotesk eingefärbten lyrischen Episode. (…)   (Dirk Wieschollek, NEUE ZEITSCHRIFT FÜR MUSIK 3/2009)