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URBANNER Erich

Sinfonia concertante für Kammerorchester

Erscheinungsdatum
1982
Dauer
20'
Bestell-Nr.
Leihmaterial / Stp. 641

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Beschreibung

Die Sinfonia concertante, Kompositionsauftrag der Wiener Konzerthausgesellschaft, stellt den Versuch dar, solistische Aufgaben mit dem Orchester in Einklang zu bringen und kommt so der ureigenen Bedeutung einer Sinfonia, nämlich „Zusammenklang“, sehr entgegen. Durch die klassische Besetzung (zwei Oboen, zwei Hörner, Streichorchester) hat das Stück Ähnlichkeit mit einem Divertimento, da es sich gegen das Pathos der „großen Form“ stellt und kurze, programmatische Sätze bevorzugt. Wenn auch Programme immer wieder ein Auseinanderfließen der Form nach sich gezogen haben, ist hier ein Weg zur formalen Geschlossenheit trotz Vermeidens alles Typisierten angestrebt, wobei der Hang zum experimentellen Verschmelzen verschiedener Formelemente Möglichkeiten für musikalische Phantasie bot.   I. Satz, Vorspiel Das musikalische Material, das für den ganzen sechsteiligen Zyklus bestimmend ist, wird vorgestellt: Signale in den Bläsern, kurze Solopartien für Geige, Cello, Oboe und Horn, knappe Sätze für Streichquartett. Das Streichorchester übernimmt verbindende Funktion bis zum Höhepunkt, einem kontrapunktisch dichten Dialog mit dem Streichquartett.   II. Satz, Dialog Die Dialogidee am Schluss der Einleitung wird aufgegriffen, Oboe und die 1. Violinen betreiben ein humorvolles Wechselspiel, das Orchester besorgt die locker pointierte Begleitung. Knappe kontrapunktische Verdichtungen zwingen die dialogisierenden Partner immer mehr aus ihrer Reserve, es kommen neue Ideen hinzu, die Darstellung wird lebendiger. Nachdem Einigung erzielt wurde, setzt das Orchester den Schlusspunkt.   III. Satz, Szene Wenn im vorigen Satz vorwiegend humorvolle Grundhaltung vorherrschte, gibt es hier auch dramatische Handlungsabläufe. Man könnte von einer Mini-Oper sprechen. Ein Recitativo accompagnato treibt die Handlung voran, auf ein forsches Solo(Cello) folgt ein geballtes Duett(Cello/Bratsche), ein ausdrucksvolles Terzett (zwei Geigen/Bratsche) steht als kurze Entspannung vor dem wild ausbrechenden Quartett (zwei Geigen, Bratsche, Cello). Nach diesem dramatischen Akzent leitet ein beruhigendes Cello-Solo zum zweiten Teil über. Das einträchtige Musizieren (Streichquartett/Orchester) erinnert an ein Opernfinale, bei dem Konflikte gelöst sind. Die Wiederkehr des dramatischen Akzentes am Schluss hat reinen Epilogcharakter.   IV. Satz, Elegie Ab nun wird dem „Solo“ mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Für die Gestaltung eines Klageliedes sind Oboe und Bratsche sehr gut geeignet, die hier etwa gleichmäßig eingesetzt werden. Wie im vorigen Stück hat auch hier der erste Teil die dramatischere Darstellung; zum Inhalt, von der Solo-Oboe mitbestimmt. Eine völlige Beruhigung im Streichorchester bis zum Pianissimo-Liegeakkord gibt nun der Solo-Bratsche die Gelegenheit zum elegischen Gesang bis zum Verhauchen.   V. Satz, Kleines Violinkonzert Das Stück gliedert sich zunächst in zwei grundverschiedene Teile. Der Cantabile-Teil zu Beginn gibt der Solo-Geige Raum für ausdrucksvollen Gesang, für Gestaltung großer Melodiebögen in jedem Tonregister. Zarter imitatorischer Kontrapunkt des gedämpften Streichorchesters bewirkt einen ausdrucksvollen Satz musikalischer Dichte. Ein rezitativischer Abgesang endet mit einer offenen Frage. Ohne weitere Vorbereitung schließt der Scherzando-Teil an, der mit Ausnahme kurzer Bläser- und Streichereinwürfe (pizz.) die Initiative der Solo-Geige überlässt, die sich zu immer virtuoseren Eskapaden hinreißen lässt. Ein bewegtes Orchesterzwischenspiel stoppt für kurze Zeit die Drangperiode, die aber gleich wieder fortgesetzt wird, wobei eine zweite Solo-Geige den Solisten unbarmherzig zum Höhepunkt treibt. Der gemeinsame Abgesang mündet wieder in eine offene Frage und ist als Überbang zum letzten Satz gedacht.   VI. Satz, Finale Das Stück beginnt als reiner Orchestersatz und hat dem Charakter nach Ähnlichkeit mit einem klassischen Finale, was Rhythmus, Orchesterbehandlung und Form betrifft. Nach Hauptsatz, Seitensatz und Durchführung sollte die Reprise beginnen, die im Streichorchester als Seitenthema auch ansatzweise aufscheint. Aber alle Spieler des Streichorchesters entfalten nach und nach solistische Ambitionen, was einen dichten, nicht mehr durchhörbaren Satz ergibt, der zum Scheitern verurteilt ist. Es kommt zum Schmiss, es wird neu eingestimmt und eine Draufgabe mit dem Material des Hauptthemas macht alles wieder gut.       Erich Urbanner