Werk

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CERHA Friedrich

Sonate für Violine und Klavier Nr. 1

Erscheinungsdatum
1947
Besetzung
Violine und Klavier / Orgel / Cembalo / Basso continuo
Dauer
10'
Bestell-Nr.
03 298

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Beschreibung

Ich habe meine frühen Violinstücke alle für mich als Geiger geschrieben. Die erste Stilrichtung, die nach der Isolation durch Nazizeit und Krieg hier offiziell „nachgeholt“ wurde, war der Neoklassizismus. So ist denn auch in den Ecksätzen des Werks die Welt Hindemiths zu spüren, mit dem ich mich in dieser Zeit auseinandergesetzt habe. Meine erste Begegnung mit seiner Musik lag allerdings schon einige Jahre zurück. Um den Zwängen der Hitlerjugend zu entgehen, spielte ich im Herbst 1942 einige Monate in der sogenannten Rundfunk-Spielschar, wo der Leiter – vermutlich ein Anti-Nazi wie ich – ein Werk des streng verfemten Hindemith auflegte. Der Eindruck des für mich ganz Neuen war gewaltig und warf viele Fragen für mich auf. Der erste und dritte Satz meiner Sonate sind Sonatensatzformen, und durch temperamentvolle Spielfreude gekennzeichnet. Der zweite Satz ist für mich heute – mehr als ein halbes Jahrhundert zurückblickend -  für meinen damaligen Entwicklungsstand erstaunlich: Formal gesehen letztlich ein einziger, weitgespannter Bogen, ohne deutliche tonale Bindungen, aufwendige Polyphonie mit Umkehrung und Krebs und trotzdem von hoher Expressivität. Der Satz ist kurze Zeit später in mein Konzert für Streichorchester eingegangen und sicher nicht einer der herrschenden Stilrichtungen zuzuordnen. Als er in dieser Fassung in den neunziger Jahren mehrfach erklang, hat man ihm Berg-Nähe nachgesagt. Seit dem Bekanntwerden meiner Arbeit am 3. Akt von dessen Oper „Lulu“ wird insgesamt gern über den großen Einfluss auf meine Arbeit gesprochen. Gerade der 2. Satz meiner Violinsonate, bei dessen Konzeption ich noch keine Note von Berg kannte, zeigt aber, dass  ein Denken in weit gespannten, melodisch-harmonischen Bögen zu den ursprünglichsten, in mir verwurzelten Charakteristika meiner musikalischen Sprache zählt Friedrich Cerha