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SCHEDL Gerhard

Streichquartett Nr. 2. Romantische Paraphrase über Schuberts 'Der Tod und das Mädchen'

Erscheinungsdatum
1986
Besetzung
Streichquartette
Dauer
10'
Bestell-Nr.
06 157 / Stp. 636

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Beschreibung

Mit dem Auftrag vorgegeben war das Motto: die Romantik als Anregung zum zeitgenössischen Musikschaffen – in Anlehnung an das Motto der vorangegangenen Frankfurt-Feste 1986.    Vorbild und Anregung für mein zweites Streichquartett war das Lied Schuberts mit dem Text von Matthias Claudius und nicht der sieben Jahre später entstandene Variationensatz in Schuberts Streichquartett Nr. 14 d-moll D.810. Die Figur des Mädchens im Zusammentreffen mit der des Todes – ein Bild, das nicht nur in der Romantik anzutreffen ist, aber dort eine besondere Nuance ins Erotische erfährt – hatte mich schon immer interessiert und war mir jetzt Anlaß, mich dieser Thematik künstlerisch zu nähern.  Mein kurzes Werk – eher als Miniatur, als kleiner Augenblick des Bewusstseins denn als groß angelegter Gefühlsschwall konzipiert – gliedert sich in zwei Abschnitte:  Im ersten folge ich notengetreu der Schubertschen Vorlage, die lediglich rhythmisch modifiziert wird, aber kaum als Zitat zu erkennen ist; so erklingt einleitend der Klageruf des Mädchens: „Vorüber, ach vorüber, geh wilder Knochenmann!“ vorgetragen vom Violoncello, dem Instrument voll weiblicher (Klang-)Schönheit, nur als Hauch von Furcht umschlossen von einem kalten Akkord der übrigen Streicher. Dem antwortet die erste Violine und führt die Assoziation weiter – alleine und leise. Dann das erste Aufbäumen „Ich bin noch jung…“ und Erlahmen „…und rühre mich nicht an“. – Stille – Ein ruhiges Nachsinnen, vielleicht schon Resignation; dann: Der Tod „Gib deine Hand, du schön und zart Gebild! Bin Freund und komme nicht zu strafen“ (die Bratsche übernimmt diesen Part mit herberem aber doch warmem Ton). „Sei guten Muts! Ich bin nicht wild, sollst sanft in meinen Armen schlafen!“ Hier ist der Übergang; das Zitat beginnt sich selbständig zu machen; ändert seine Gestalt nicht nur rhythmisch, sondern auch schon Note für Note. Was bleibt, ist die Atmosphäre von Angst und Beklemmung, die Sehnsucht nach der bitteren Süße des Abschieds, schützend umhüllt von der Intimität des Klanges.  Der zweite Abschnitt des Stückes ist da: Stiller, lauernder. Es drängt sich mir das Bild Egon Schieles „Tod und Mädchen“ (1915, Österreichische Galerie Wien) auf; das Mädchen gibt sich dem Tod, umarmt ihn, liefert sich aus…Ist das nun das Ende? Oder ist der Tod nur ein kleiner? Wer will es wissen?                                                                                                                                                                                                (Gerhard Schedl)