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WELLESZ Egon

Streichquartett Nr. 6 op. 64

Erscheinungsdatum
1946
Besetzung
Streichquartette
Dauer
16'
Bestell-Nr.
06 135 (Stimmen) / Stp. 164 (Studienpartitur)

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Beschreibung

„Man muss seinen Weg sehen, ohne zu suchen und ohne zu fragen und ohne sich beirren zu lassen.”   (Egon Wellesz)   Egon Wellesz wurde 1885 als Sohn aus Ungarn stammender Eltern in Wien geboren, wo er seine Kindheit und Jugend im letzten, facettenreichen Glanz der Habsburgermonarchie verbringen konnte. Dem Wunsch des Vaters, eines Industriellen, nicht folgend, gab Egon sein Jurastudium auf und widmete sich der Musikwissenschaft. Nach der Promotion (1908) und der Habilitation (1913), beides zu Themen der frühen italienischen Operngeschichte, erlangte er ab 1915 mit Forschungen über byzantinische Neumen internationales Ansehen. Er lehrte von 1929–38 als Professor an der Wiener Universität. Von den epochalen Aufführungen Gustav Mahlers als Hofoperndirektor fasziniert, entstand bei ihm der Wunsch, auch auf schöpferischem Gebiet tätig zu werden. Wellesz, der 1905 Privatschüler von Arnold Schönberg wurde, hat sich selbst in erster Linie als Komponist verstanden. Die Möglichkeit zur vermutlich lebensrettenden Emigration aus Österreich 1938 verdankte er dem Wiener Erfolg seiner fünf Orchesterstücke „Prosperos Beschwörungen” nach William Shakespeare, die Bruno Walter auch in Amsterdam und Rotterdam zu dirigieren beabsichtigte. Wellesz erfuhr auf der Reise in Holland vom Einmarsch Hitlers in Wien am 13. März 1938 und entschloss sich spontan und fast ohne Gepäck, nach England zu fahren. Dort verbrachte er die folgenden Kriegsjahre. Die Welt, die er sich in Wien aufgebaut hatte, war mit einem Mal zusammengebrochen. Als Lehrer an der Universität Oxford fand er eine neue Arbeitsmöglichkeit, die ihn allerdings so beanspruchte, dass kaum Zeit für das Komponieren verblieb. Im Sommer 1945 begann Egon Wellesz die Arbeit an seiner ersten Symphonie op. 62 – als Sechzigjähriger. Es folgten Lieder, das 6. Streichquartett op. 64 (1946) und die 2. Symphonie op. 65. Die späte Hinwendung zur Symphonik, welche die Entstehung seines 6. Streichquartetts gleichsam umrahmt, bedeutete für Wellesz einen neuen Abschnitt in seinem Schaffen, „die geistige Rückkehr zu meinen großen Ahnen. Aufgewachsen in der österreichischen Musiktradition, war mir die Symphonie immer als das höchste Medium der musikalischen Aussprache erschienen, aber ich hatte mich nicht an diese Form herangewagt, weil ich zu ihr nicht die nötige Distanz gewonnen hatte, um etwas Eigenes darin zu sagen.” Nach Wellesz’ eigenen Worten hatte die Beschäftigung mit der Symphonie eine Vereinfachung seines kompositorischen Stils zur Folge, die sich vor allem in einer größeren Linienführung bemerkbar machte. Die dem 6. Streichquartett vorausgehenden Lieder op. 63 sind völlig tonal und im Stil lapidar. Das 6. Streichquartett ist viersätzig, zart kammermusikalisch und in vorherrschenden „grazioso”-Farben gehalten. Das Ende des zweiten Weltkriegs und das Heranbrechen einer neuen Ära im befreiten Europa mögen beim Komponisten jene euphorischen, übermütigen Stimmungen ausgelöst haben, die man sonst selten in seinem Schaffen findet. Als formale Besonderheit im ersten Satz alternieren mehrfach Grave- und Comodo-Abschnitte. Auf den entspannt-tänzerischen zweiten Satz folgt eine Art „Barcarole” mit einem intensiven Violinsolo. Der letzte, durchaus leidenschaftlich gehaltene Satz, steigert den positiven Grundcharakter des Quartetts bis zum kraftvollen Schluss. Thomas Hauschka

Inhalt

 

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