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BISCHOF Rainer

Trio 89 für Violine, Violoncello und Klavier op. 26

Erscheinungsdatum
1989
Besetzung
Trios (Zwei Streicher und Klav. / Cemb. / Git.)
Opus
op. 26
Dauer
8'
Bestell-Nr.
07 236

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Beschreibung

Trio 89 bildet in Bischofs bisherigem Schaffen insofern eine Ausnahme, als das Ausgangsmaterial diesmal nicht rein dodekaphonischer Natur ist. Es handelt sich dabei um die Marseillaise, jenes 1792 von Rouget de I’Isle, einem Militäringenieur der französischen Rheinarmee, geschriebene Kampflied, welches nach dem Einmarsch der revolutionären Truppen in Paris im Sommer 1792 zunächst zum musikalischen Symbol der Revolution und später zur französischen Nationalhymne wurde. In vier Themengruppen zerlegt wird zunächst die Marseillaise zitiert, allerdings sofort dodekaphonisch kontrapunktiert und in ihrem Verlauf mehr und mehr melodisch verzerrt. An diese Exposition schließen sechs Variationen – nun streng dodekaphonisch gearbeitet – an, wobei die Rahmenvariationen Nr. 1 und 6 alle vier Themengruppen (gleichsam in Engführung) verarbeiten, hingegen die zentralen Variationen Nr. 2 bis 5 je eine Themengruppe ausleuchten. Die vier Themengruppen selbst kontrastieren stark in ihrer rhythmischen Struktur, wobei Einflüsse zweier Schumann-Kompositionen geltend werden, welche beide die Marseillaise (mehr oder minder deutlich) zitieren (Die beiden Grenadiere op. 49/1 und Faschingsschwank aus Wien op. 26). Eine wieder etwas freier gestaltete Coda bildet als Gegengewicht zur Exposition den abschließenden Rahmenteil. Übrigens komponierte Schumann seinen Faschingsschwank 1839, als er nach einem halbjährigen Aufenthalt Wien den Rücken kehrte. Damals galt die Marseillaise unter Metternichs Regime als verboten… Inhaltlich deckt das Trio 89 die dunkle Seite menschlicher Emotionen ab. Trauer und Resignation sind ständig gegenwärtig, Resignation vor der Konfliktsituation, in die uns die Mechanismen der Geschichte stellen. Tiefgreifende historische Veränderungen fordern ihren Preis, wobei die Individualität des Menschen auf der Strecke bleiben muss. Die französische Revolution veränderte die Welt. Rouget de l’lsle war kein Revolutionär. Er weigerte sich, den Loyalitätseid auf die Regierung, die den König gestürzt hatte, zu schwören, und wurde dafür eingesperrt. Draußen rollten die Köpfe zu den Klängen „seiner“ Marseillaise, jener Marseillaise, die sich in Bischofs Trio 89 als Marcia funebre präsentiert, als Trauermarsch auf die Geschichte als „Schlachtbank der Moral“ (Hegel). Rainer Bonelli  

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